Die gelben Müllsäcke haben ausgedient im Havelland. Zur Enttäuschung von vielen Krähen, Wildschweinen und Waschbären liegen sie schon bald nicht mehr zum gemeinschaftlichen Zerreißen und Zerrupfen im Straßengraben, sondern werden durch die Gelbe Tonne ersetzt. 68.000 Gelbe Tonnen werden ab dem 4. Oktober bis in den Dezember hinein in den Orten zwischen Rathenow und Falkensee verteilt. Ein Schock für die Anwohner: Die Gelben Tonnen, die ab Januar 2023 zum Einsatz kommen, werden dann nur noch alle vier Wochen geleert.
Verpackungen sind wichtig, um Lebensmittel und andere Konsumgüter unbeschädigt vom Supermarkt in die Häuser und Wohnungen der Käufer transportieren zu können. Dort werden sie irgendwann nicht mehr benötigt – und landen im Müll.
Viele Leichtverpackungen weisen einen „grünen Punkt“ auf. Dieser Punkt gehört zum „Dualen System“. Wer ein Produkt mit einer solchen Verpackung einkauft, bezahlt bereits beim Einkauf Geld für die spätere Entsorgung der Becher, Tetrapacks, Tüten, Tuben oder Dosen aus Kunststoff, Aluminium, Weißblech oder Verbundstoffen (Tetrapacks).
Bislang war es im Havelland so, dass sich die Haushalte Rollen mit unfassbar dünnen, gelben Mülltüten besorgen konnten, die noch immer an vereinzelten Stellen kostenfrei ausgegeben werden, mitunter aber schwieriger zu finden sind als Steinpilze im Frühling. Die gefüllten, gelben Säcke werden bislang vor den Gartenzaun gelegt, wo sie alle zwei Wochen abgeholt und entsorgt werden. Ärgerlich ist es, wenn die gelben Säcke von Tieren zerfetzt werden, die auf der Suche nach für sie leckeren Nahrungsresten im Müll sind.
Dieses Ärgernis gehört schon bald der Vergangenheit an, denn am 22. September verkündeten der Umweltdezernent des Kreises Michael Koch, die Leiterin des Kreisumweltamtes Christine Fliegner und der Geschäftsführer der Havelländischen Abfallwirtschaft (HAW) Matthias Noa, dass die gelben Säcke keine lange Lebensdauer mehr haben. Stattdessen kommt ab dem 1. Januar 2023 die Gelben Tonne, die 240 Liter Leichtverpackungsmüll fasst.
Dezernent Michael Koch: „Es war der ausdrückliche Wunsch aller Bürgermeister und Amtsdirektoren im Kreis, die Gelbe Tonne einzuführen.“
Das ist nun tatsächlich verbindlich beschlossen worden. Die „Havelländische Abfallwirtschaft“ hat sich an der Ausschreibung der Dualen Systeme zur Sammlung von Leichtverpackungen beteiligt und am 13. Juli den Zuschlag für das Havelland erhalten.
Die ESE GmbH aus Neuruppin ist bereits damit beauftragt worden, 68.000 Gelbe Tonnen herzustellen und diese auch im Havelland auszuliefern. Dafür hat die HAW etwa zwei Millionen Euro investieren müssen. Die Gelben Tonnen sind bereits produziert worden.
Vertriebsleiter Frank Fritsche von der ESE: „Unsere neuen Tonnen wurden zu 96 Prozent aus Recycling-Material hergestellt. Das verwendete Granulat stammt u.a. aus den alten Verschlusskappen von Plastikflaschen. Nur die gelben Deckel mussten wir aus neuem Material produzieren, das geht bei so leuchtenden Farben nicht anders. Wir beginnen am 4. Oktober damit, die neuen Tonnen im West-Havelland auszuliefern. Wir möchten mit der Auslieferung auch im Ost-Havelland bis Anfang Dezember fertig sein. So haben wir noch immer etwas Puffer bis zum Ende des Jahres. Bis zu zehn Fahrzeuge werden zeitgleich an der Auslieferung beteiligt sein. Wir wollen bis zu 2.000 Behälter pro Werktag ausliefern – und das so geräusch- und problemlos wie möglich.“
Bei der Auslieferung der Gelben Tonnen orientiert sich das Unternehmen an der grauen Wertstofftonne, die bereits auf den Anwesen der Familien anzutreffen ist. Pro Wertstofftonne wird eine Gelbe Tonne dazugestellt. Die Gelben Tonnen sind mit einem Adressaufkleber versehen und gechipt. Dieser Adressaufkleber sollte unbedingt kontrolliert werden, um Fehlauslieferungen sofort korrigieren zu können. Wird eine Familie ausgelassen oder erhält eine Tonne zu wenig, reicht eine Mail oder ein Anruf (03321-74620 / haw-service@alba.info) aus – und es wird nachverteilt.
Michael Koch: „Durch die Einführung der Gelben Tonne sparen wir 4,5 Millionen gelbe Säcke im Jahr ein.“
Wer bereits eine Gelbe Tonne besitzt – laut Schätzungen sind das bis zu 18.000 im Havelland – kann diese übrigens behalten und weiter verwenden.
Ganz wichtig ist, dass der Auftraggeber der HAW zum Leeren der Gelben Tonnen nicht der Landkreis ist, sondern das DSD (Duales System Deutschland). Und das Duale System gibt vor: Der Abholrhythmus muss vier Wochen betragen. Das hat viele Havelländer in den sozialen Netzwerken bereits rein verbal auf die Barrikaden getrieben. Die vorherrschende Meinung: Eine Tonne wird nicht ausreichen, um den Müll von vier Wochen aufzunehmen.
Michael Koch: „Wir hatten am Anfang auch Bedenken. Nachdem wir uns aber u.a. den Landkreis Rendsburg-Eckernförde in Schlesweg-Holstein angesehen haben, wissen wir: Es funktioniert. Dort gab es zunächst auch Riesendebatten, aber am Ende sind alle mit dem 4-Wochen-Rhythmus zurechtgekommen.“
Christine Fliegner aus dem Kreisumweltamt erklärt die Zahlen: „Das Duale System hat errechnet, dass auf jeden Deutschen im Land etwa 28 Kilo lizenzierter Leichtverpackungmüll pro Jahr entfällt. Das entspricht dreieinhalb 240-Liter-Tonnen pro Person und Jahr. Bei einem 4-Personen-Haushalt reichen also Leerungen alle vier Wochen aus, um den Müll sicher abzufahren. Wir müssten dem Dualen System nachweisen, dass ausgerechnet der Havelländer mehr lizenzierten Müll verbraucht, um einen höheren Rhythmus zu vereinbaren. Tatsächlich entsorgt der Havelländer 45 Kilo pro Person und Jahr über den gelben Sack. Bei der Differenz handelt es sich aber um Müll, der gar nicht zum Dualen System gehört.“
Matthias Noa, Geschäftsführer der Entsorgungsunternehmens HAW: „Wir haben auch schon Fahrradhelme, halbe Zelte und andere ‚Fehlwürfe‘ im gelben Sack gefunden.“
Der Tipp aus dem Kreisumweltamt ist es deswegen, den Müll in der Gelben Tonne zu verdichten, Fehlwürfe zu vermeiden und generell zu überdenken, wie man den eigenen Müll in Zukunft reduzieren könne. Annika Schmidt von der HAW: „Statt Tetrapacks zu verwenden, könnte man ja auch auf Glasflaschen umsteigen.“
Matthias Noa gibt zu bedenken: „Die neuen Tonnen leeren wir erst ab dem 1. Januar 2023. Bis dahin sollen die Verpackungsabfälle bitte weiterhin im Gelben Sack vor die Tür gestellt werden. Im neuen Jahr wird es eine Übergangsphase geben. In den ersten drei Monaten werden die Kollegen weiterhin gelbe Säcke mitnehmen, die vor dem Zaun liegen. Anschließend wird das nicht mehr möglich sein.“
Wer wissen möchte, wann die Gelbe Tonne in seiner Straße 2023 geleert wird, schaut am besten auf der Homepage der HAW (www.abfall-havelland.de) nach.
Für Gewerbekunden mit einer 1.100-Liter-Tonne ändert sich nichts. In diesem Segment werden eh individuelle Abholrhythmen abgesprochen. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 200 (11/2022).
Der Beitrag Umstellung ab Januar 2023: Die Gelbe Tonne kommt ins Havelland – und wird nur alle vier Wochen geleert! erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).
